Vorstellung der Planung für den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Arztpraxis und Räumen für ambulante Pflege auf dem Flurstück Nr. 56 in der Ortsmitte Dischingen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung, 08.10.2018

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Gemeinderatssitzung 08.10.2018 ö 1

Sachverhalt

Gemeinderat Pappe ist bei diesem Tagesordnungspunkt befangen und rückt vom Tisch ab.

Hierzu kann Bürgermeister Jakl Herrn Architekt Hüll, vom Büro GIP Architekten in Heidenheim, begrüßen.

Bürgermeister Jakl berichtet, dass der Hausarzt und Chirurg Andreas Polarczyk am 01.07.2013 die damalige Hausarztpraxis von Herrn Dr. H. Eckstein in Dischingen, Seeweg 3 übernommen und die Räumlichkeiten gemietet hat. Am 01.07.2014 hat er den Patientenstamm seines Hausarztkollegen Magalas in Dischingen-Eglingen übernommen als der Praktische Arzt altersbedingt seine Praxis aufgegeben hat sowie im Frühjahr 2017 die meisten Patientinnen und Patienten des Hausarztehepaares Dres. Schöneberger. Auch diese Praxis wurde aus Altersgründen geschlossen und eine/n Nachfolger/in hat das Ehepaar trotz längerer Suche nicht gefunden. Somit reduzierte sich der Bestand an Hausarztpraxen in Dischingen von einstmals drei (betrieben durch vier Ärzte) innerhalb von vier Jahren auf eine einzige Praxis, versorgt durch einen Hausarzt.

Die von Herrn Polarczyk derzeit genutzten Praxisräume sind für die Patientenzahl aus der Region Dischingen nicht ausreichend und auch nicht erweiterbar. Das Wartezimmer ist zu klein, es gibt nicht genügend Behandlungsräume, der Zugang ist nicht barrierefrei (Praxis liegt im Souterrain) und der Empfangsbereich ist nicht ausreichend groß, um allen Patientenwünschen entsprechen zu können. Nicht alle Geräte, welche in einer modernen Arztpraxis zur Diagnostik und Behandlung möglich wären, können aufgestellt werden. Die Toilettenanlagen sind nicht rollstuhlgerecht, ein Sozialraum für Mitarbeiter/innen ist nicht vorhanden. Deshalb wird seit nunmehr drei Jahren mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung nach einer Lösung gesucht.
Die Gemeindeverwaltung hat deshalb diverse Gespräche mit verschiedenen Modulbauherstellern und Bauträgern geführt, um eine Realisierung von zeitgemäßen Räumlichkeiten für eine oder mehrere Praxen einschließlich Sozialstation zu erreichen. 
Zunächst rückte eine Lösung durch den Erwerb des ehemaligen fürstlichen Forsthauses in der Torstraße 15 in Dischingen durch Herrn Polarczyk in greifbare Nähe. Der Kauf des aus dem Jahr 1773 stammenden, denkmalgeschützten Gebäudes war leider nicht zielführend, da die Verwirklichung der Modernisierungs- und Umbaumaßnahme an den Vorgaben des Denkmalschutzes bzw. der Baurechtsbehörde und an zu hohen Kosten gescheitert ist. 
Die Katholische Sozialstation St. Elisabeth mit Sitz in Lauchheim entstand aus betriebswirtschaftlichen Gründen durch eine Fusion der Katholischen Sozialstationen Tannhausen, Lauchheim und Neresheim. Der Pflegestützpunkt Neresheim hatte in der Vergangenheit die Gesamtgemeinde Dischingen von dort aus mitversorgt. 
Aufgrund des demographischen Wandels stieg die Nachfrage aus Dischingen in einem Maße, die einen Stützpunkt in Dischingen erforderlich machten. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten nahm die Katholische Sozialstation auch mit der Gemeindeverwaltung Dischingen Kontakt auf. 
Da auf dem freien Immobilienmarkt keine geeigneten Räume zur Verfügung standen und die ursprünglich angedachten Flächen im denkmalsgeschützten Alten Forsthaus vom Eigentümer aus bekannten Gründen nicht umgebaut wurden, bezog die Katholische Sozialstation St. Elisabeth die gemeindeeigenen Räumlichkeiten des leerstehenden, ehemaligen Notariats. 
Der Bezug der Räume im 1. und 2. Obergeschoss auf dem Bauhofgelände war von Anfang an als Provisorium geplant, denn die Flächen sind nicht barrierefrei und auf dem Bauhofgelände und dem umgebenden Straßenraum stehen keine ausreichenden Parkplätze für die Mitarbeiter/innen des ambulanten Pflegedienstes zur Verfügung.
Die Gemeindeverwaltung hat diverse Gespräche mit verschiedenen Modulbauherstellern und Bauträgern geführt, um eine Realisierung von zeitgemäßen Räumlichkeiten für eine oder mehrere Praxen einschließlich Sozialstation zu erreichen.
Inzwischen hat sich die Fa. GEPA GmbH & Co. KG aus Dunstelkingen nun bereit erklärt, in der Ortsmitte Dischingens die dringend benötigten Räumlichkeiten zu bauen. Geplant ist ein Mehrfamilienhaus mit Arztpraxis und ambulanter Pflegestation zu realisieren, sofern die Gemeinde das Grundstück durch Verkauf zur Verfügung stellt, die Räumlichkeiten für die Arztpraxis und ambulante Pflege selbst erwirbt und der Verkauf des Großteils der Wohnungen verwirklicht werden kann. 
Das Vorhaben soll auf dem Grundstück Flurstück-Nr. (Flst. Nr.) 56 an der Ecke Grabenstraße/Turnstraße mit einer Fläche von 840 qm westlich des AWO-Gebäudes realisiert werden. 
Das Grundstück liegt nicht im Bereich eines Bebauungsplans und das Gebäude soll nicht unterkellert werden. Im Erdgeschoss sollen Praxisräume mit einer Fläche von 280 qm und Räume für eine ambulante Pflegeeinrichtung von 90 qm, somit insgesamt 370 qm, gebaut werden. In den beiden darüber liegenden Geschossen sollen jeweils drei Wohnungen Platz finden. In der vierten Ebene, dem Dachgeschoss, sollen Abstellräume zur Verfügung gestellt werden. 
Die für das Gebäude von der Baurechtsbehörde noch festzulegenden notwendigen weiteren Stellplätze sollen teilweise auf demselben Grundstück Flst. Nr. 56 gebaut, aber überwiegend auf dem Grundstück Flst. Nr. 56/5 und Flst. Nr. 56/6 südlich des AWO-Gebäudes realisiert werden. 
Die Gemeinde hat starkes Interesse daran, dass das Vorhaben realisiert wird, um die hausärztliche Versorgung im Gemeindegebiet Dischingen langfristig zu sichern. Insbesondere die Nachfolgersuche der bisherigen Hausärzte in Dischingen lassen erkennen, dass sich die Schwierigkeiten angesichts der demographischen und gesellschaftlichen Entwicklung weiter verstärken. 
Anschließend stellt Architekt Hüll anhand beigefügter Präsentation die Planung im Detail vor.
Bürgermeister Jakl betont, dass es keine Pflichtaufgabe der Gemeinde ist, Räumlichkeiten oder Finanzmittel für die hausärztliche oder pflegerische Versorgung zur Verfügung zu stellen. Nachdem jedoch immer mehr Arztpraxen im ländlichen Raum keine Nachfolger/innen mehr finden, steigen der Druck der Bevölkerung und deren Erwartungshaltung an die Gemeinde. Auch in Dischingen werden immer mehr Forderungen laut, „alles zu tun, dass zumindest noch ein Arzt in der Gemeinde vorhanden ist“ und für die erforderlichen Voraussetzungen zu sorgen, sofern der Markt nicht die Bedingungen dafür hergibt. 
Die Grund- und Nahversorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist unverzichtbar für die Lebensqualität der Menschen im Ländlichen Raum und stellt eine wichtige Standortqualität für die Gemeinden dar. Hierzu zählt auch eine gute medizinische Versorgung.
Nachdem über einen Zeitraum von drei Jahren mannigfaltige Möglichkeiten geprüft und aus verschiedenen Gründen nicht zur Ausführung kamen, ergibt sich nun die Chance einer Realisierung. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich in naher Zukunft eine andere Möglichkeit ergibt, die ärztliche Grundversorgung für die Zukunft zu sichern.

Weiter ist aufgrund der aktuellen Marktlage und der nachteiligen Struktur einer Flächengemeinde mit weiten Wegen von Patient/in zu Patient/in in der Gesamtgemeinde Dischingen nicht davon auszugehen, dass zusätzliche ambulante Pflegedienste (weder gemeinnützige noch private Träger) sich in naher Zukunft in Dischingen niederlassen.

Die Gemeinde hat starkes Interesse daran, dass auch die Katholische Sozialstation adäquate Räumlichkeiten bezieht, um die pflegerische Versorgung im Gemeindegebiet Dischingen langfristig zu sichern. Insbesondere nachdem bisher kein anderer Anbieter in Dischingen die Bereitschaft erkennen lässt, sich in Dischingen nieder zu lassen. Nachdem jedoch die Anzahl der Pflegebedürftigen auch in Dischingen steigt und ein Großteil der Personen zu Hause gepflegt werden, haben die Angehörigen zunehmenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf. Angesichts der demographischen und gesellschaftlichen Entwicklung wird der Bedarf in diesem Bereich sogar weiter zunehmen. 

Mangels geeigneter vorhandener Räume ist es erforderlich, dass die Gemeinde Räumlichkeiten für eine Arztpraxis mit rd. 280 qm sowie Räume für eine ambulante Pflegeeinrichtung mit rd. 90 qm von einem Investor zur Vermietung erwirbt. 
Hierfür wurden bereits Förderanträge im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) gestellt. Außerdem wird derzeit geprüft, ob auch Mittel aus dem Ausgleichstock für den Erwerb beantragt werden können.

Dokumente
18 07 19 Präsentation Ärztehaus Dischingen (.pdf)

Datenstand vom 04.11.2021 15:11 Uhr