Anfrage des Zweckverbandes Landeswasserversorgung Stuttgart zur Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen beim Egauwasserwerk Dischingen


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung, 04.04.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Gemeinderatssitzung 04.04.2022 ö 4

Sachverhalt

Der Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart (LW) möchte einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und dazu beitragen, die Umwelt für kommende Generationen zu erhalten und hat sich deshalb das Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu sein. Für die Trinkwasserbereitstellung, Heizenergie und Kraftstoffe werden jährlich ca. 77 GWh Energie benötigt, hiervon werden heute schon 17 GWh aus Trinkwasserturbinen CO2-neutral erzeugt. Somit besteht seitens der LW die Aufgabe, die bestehende Lücke von 60 GWh Strombedarf zu schließen.

Die LW hat den Anspruch, die Zielerreichung nicht durch den bloßen Zertifikatshandel zu erreichen und damit das Problem lediglich zu verlagern. Es soll stattdessen möglichst viel der verbrauchten Energie selbst erzeugt werden, was auch wirtschaftliche Vorteile erschließt. Hierzu sollen unter anderem Photovoltaikanlagen errichtet werden. Auch die Einbindung einer Windkraft- oder Biogasanlage wird untersucht. Einen ersten Erfolg konnte die LW durch die Errichtung einer PV-Anlage mit 528 kWp Leistung auf dem Dach des Behälters in Breech erringen. 

Um den Eigenverbrauchsanteil der regenerativ erzeugten Energie möglichst hoch zu halten und damit die öffentlichen Stromnetze nicht zu belasten, sollen PV-Anlagen möglichst im Umfeld von Lastschwerpunkten, d.h. nahe bei den Wasserwerken errichtet werden. Einer dieser Schwerpunkte ist das Egauwasserwerk bei Dischingen. Hier wird zu über 99 % der Zeit mehr als 800 kW Leistung aus dem öffentlichen Netz bezogen.

Der LW wurden aktuell vier landwirtschaftlich genutzte Grundstücke auf der Gemarkung Ballmertshofen zum Kauf angeboten. Es besteht zudem die Möglichkeit ein weiteres Grundstück zu erwerben. Die genaue Lage der Grundstücke sowie die für PV-Anlagen nutzbaren Anteile der Grundstücke, sind aus dem als Anlage beigefügten Lageplan ersichtlich. Es ist auch erkennbar, dass vor allem die Flächen 1 und 3 sehr günstig beim Egauwasserwerk liegen. Nachfolgend die wichtigsten Eckdaten zu den jeweiligen Flächen:

Fläche 1:
Flurstück Nr. 731 mit 24.792 qm; bisher als Kuhweide genutzt; teilweise starkes Gefälle nach Süden und etwas nach Osten; LW-Leitung verläuft durch das Grundstück;
ca. 10.000 qm für PV nutzbar; mögliche Leistung ca. 800 kWP

Fläche 2:
Flurstück Nr. 747 mit 16.708 qm; bisher als Kuhweide genutzt; Gefälle nach Süden; durch Baumbestand im Süden und Westen nur etwa 4.000 qm für PV nutzbar; mögliche
Leistung ca. 320 kWP; restliche Fläche könnte zur Aufwertung der Fläche im Sinne des Naturschutzes genutzt werden

Fläche 3:
Flurstück Nr. 113 mit 33.454 qm; Erwerb von ca. 15.000 qm möglich; bisher als Kuhweide genutzt; Gefälle nach Osten und im nördlichen Bereich auch nach Norden; kaum Verschattung; ca. 7.500 qm für PV nutzbar; mögliche Leistung ca. 600 kWP

Fläche 4:
Flurstück Nr. 727 mit 9.149 qm; bisher als Kuhweide genutzt; schmales Grundstück mit Bäumen im Osten und Westen; für PV nicht geeignet

Fläche 5:
Flurstück Nr. 132 mit 32.069 qm; bisher teilweise als Acker genutzt; ebene Fläche ohne nennenswerte Verschattung; ca. 22.000 qm für PV nutzbar; mögliche Leistung 1.750 kWP

Die gesamte Fläche der Grundstücke, zusätzlich einem Teil des Grundstücks, auf dem Fläche 3 liegt, beläuft sich auf ca. 9,8 ha. 

In einem ersten Schritt hat die LW eine PV-Anlage auf der Fläche 1 mit einer installierten Leistung von 800 kWp und einem direkten elektrischen Anschluss an das Egauwasserwerk angedacht. Dies würde zu einer Einsparung von ca. 0,8 GWh/Jahr und ca. 200 t CO²  führen. Ob zu einem späteren Zeitpunkt noch weitere Anlagen geplant werden, hängt auch von der Aufnahmefähigkeit des öffentlichen Netzes ab. Flächenpotential (Flächen 2 und 3) für weitere 920 kWp zur Einspeisung ins öffentliche Netz wäre vorhanden. In einem ersten Gespräch mit dem Netzbetreiber wurde der LW gegenüber geäußert, dass zusätzliche 750 kWp am Netzverteilknoten Neresheim des Netzbetreibers möglich sind. Alles was darüber hinausgeht, erfordert eine Einzelfallprüfung. 

Seitens der LW wird weiter darauf hingewiesen, dass die Eigenerzeugung von Strom die Versorgungssicherheit im Hinblick auf immer wahrscheinlicher werdender Ausfälle des überregionalen Stromtransportnetzes (Blackout) entscheidend erhöht. Ohne Eigenversorgung endet die leitungsgebundene Trinkwasserversorgung durch das Egauwasserwerk im Blackout-Fall nach 3 Tagen. Zudem kann durch die Eigenerzeugung der weitere Energiekostenanteil gebremst werden. 

Die LW möchte vor der Einleitung weiterer Schritte, die Genehmigungsfähigkeit an den genannten Standorten klären und bittet deshalb die Gemeinde um eine Stellungnahme. 

Da sich die von der LW zur Diskussion gestellten Fläche alle auf der Gemarkung Ballmertshofen befinden, wurde vorab der Ortschaftsrat Ballmertshofen zum Antrag der LW angehört. Nach ausgiebiger und intensiver Beratung hat der Ortschaftsrat am 16.03.2022 mehrheitlich mit 4:2 Stimmen beschlossen, dass der Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen auf den Flächen 1 und 2 zugestimmt wird. Allerding müsste die Fläche 1 um ca. 1/3 reduziert werden. Die Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen auf den anderen Flächen wird wegen der Einsehbarkeit und der Gestaltung des Landschaftsbildes abgelehnt. Die Verwaltung teilt die Meinung des Ortschaftsrates Ballmertshofen.

Die Genehmigungsfähigkeit einer Freiflächen-PV-Anlage setzt u.a. voraus, dass die Gemeinde über die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung eines Bebauungsplanes die bauplanungsrechtliche Voraussetzung schafft.

Dokumente
Lageplan (.pdf)
mögliche Standorte für PV-Anlagen (.pdf)

Datenstand vom 16.05.2022 10:14 Uhr