Planung Rathaus; Vorstellung des Wettbewerbsergebnisses und Vergabe des Planungsauftrages


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung, 07.12.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Gemeinderatssitzung 07.12.2020 ö 1

Sachverhalt

Hierzu kann Bürgermeister Jakl Herrn Architekt Hauck, Fachpreisrichter aus Würzburg, begrüßen.

Bürgermeister Jakl berichtet, dass die Gemeinde für die europaweite öffentliche Ausschreibung eines Wettbewerbs im Rahmen des VgV-Verfahrens für den Neu- bzw. Umbau des Rathauses Dischingen das Architektur- und Stadtplanungsbüro Thomas Hirthe in Friedrichshafen beauftragte. Absendung der Bekanntmachung war der 10.08.2020. Es galt eine Frist von 30 Tagen; Schlusstermin für den Eingang der Angebote oder Teilnahmeanträge war der 10.09.2020, Ortszeit: 16:00 Uhr.

Es sind 15 Teilnahmeanträge eingegangen, die vom Büro Hirthe einer Prüfung unterzogen werden. 13 Büros erreichten die volle Punktzahl von 1.000 Punkten, ein Büro erreichte 900 Punkte, ein anderes nur 855 Punkte. Kein Büro wurde formal ausgeschlossen, die beiden Büros mit der geringen Punktzahl wurden jedoch nicht zugelassen. 

Nachdem der Gemeinderat entschieden hatte, einen Wettbewerb mit 10 Büros durchzuführen, wurden 10 Büros aus den verbliebenen 13 Büros ausgelost.
Das sind folgende Büros:

1.        ARGE j. Schmuck-j. Anglhuber, Kraiburg
2.        Blocher GmbH/blochers partners, Stuttgart (hat nicht abgegeben)
3.        GIP Architekten, Heidenheim
4.        Atelier Lohrer GmbH, ip21 GmbH, Stuttgart
5.        Kayser Architekten GmbH, Aalen
6.        Michel + Wolf Architekten GmbH, Stuttgart
7.        Aichner Kazzer Architekten PartGmbB, München
8.        Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten PartGmbH, Nürnberg
9.        Braunger Wörtz Architekten GmbH, Ulm
10.        Degle.Degle Gesellschaft von Architekten mbH, Königsbrunn

Die eingegangenen neun Planentwürfe (das Büro Blocher GmbH/blochers partners, Stuttgart hat nicht abgegeben) und Modelle wurden von einem Preisgericht, bestehend aus sechs stimmberechtigten Fachpreisrichtern und fünf stimmberechtigten Sachpreisrichtern in einer ganztägigen Preisgerichtssitzung am Dienstag, 24.11.2020 in der Egauhalle beurteilt. 

An der Preisgerichtssitzung am Dienstag, 24.11.2020 nahmen folgende Personen teil:

6 Fachpreisrichter (stimmberechtigt)
Peter Brückner, Architekt BDA, Tirschenreuth / Würzburg
Andreas Hack, Architekt BDA, Aulendorf
Jürgen Hauck, Architekt BDA, Würzburg
Christian Seng, Landschaftsarchitekt BDLA, Überlingen
Andreas Nonnenbroich, Architekt BDA, Ravensburg
Annette Sinz-Beerstecher, Landschaftsarchitektin BDLA, Rottenburg / Neckar

Stellv. Fachpreisrichter (ohne Stimmrecht)
Philipp Fink, Ulm

5 Sachpreisrichter (stimmberechtigt)
Alfons Jakl, Bürgermeister Gemeinde Dischingen 
Anton Scherer, Freier Wählerblock
Achim König, Freier Wählerblock
Karl-Heinz Pappe, CDU
Monika Mai, CDU

Stellv. Sachpreisrichter (ohne Stimmrecht)
Evi Saur, Hauptamtsleiterin Gemeinde Dischingen
Dirk Schabel, Kämmerer Gemeinde Dischingen
Martin Pampuch, Freier Wählerblock
Ulrike Hirschfeld, Freier Wählerblock        (keine Teilnahme)
Richard Faußner, CDU
Patrick Dänner, CDU        (keine Teilnahme)

Vorprüfer
Thomas Hirthe, Friedrichshafen

Ziel der Preisgerichtssitzung war es, die beste Lösung gemeinsam zu finden. Das Preisgericht näherte sich den neun Entwürfen mittels digitaler Pläne, den Originalplänen sowie Modellen. Dabei wurden folgende Aspekte diskutiert:
 
- Städtebauliche und freiräumliche Qualität 
- Architektonische und gestalterische Qualität 
- Qualität der inneren und äußeren Erschließung 
- Geschossigkeit, Dachform, Materialität 
- Angemessenheit 
- Umgang mit dem Bestand 
- Erfüllung des Raumprogramms und der funktionalen Anforderungen 
- Wirtschaftlichkeit (Investitions- und bauliche Folgekosten) 
- Nachhaltigkeitsqualitäten, insbesondere Energie- und Ressourceneffizienz

Die Preisgerichtssitzung am Dienstag, 24.11.2020 lief wie folgt ab:

- Das Preisgericht trat um 9:30 Uhr zusammen. Für den Auslober Gemeinde Dischingen
  begrüßte Bürgermeister Alfons Jakl die anwesenden Personen. Er leitete die Wahl des
  Vorsitzenden aus der Reihe der Fachpreisrichter. Herr Hirthe schlug für diese Aufgabe
  Herrn Brückner vor.

- Der gewählte Vorsitzende, Peter Brückner, Architekt BDA, Tirschenreuth/Würzburg
  bestimmte als Protokollführer Thomas Hirthe. Herr Brückner erklärte den Anwesenden
  das Verfahren und bat alle Anwesenden sich kurz vorzustellen.

- Das Preisgericht begann seine Beratung mit einer nochmaligen kurzen Erläuterung der
  Wettbewerbsaufgabe.

- Der Vorprüfer stellte den allgemeinen Prüfbericht vor. 

- Die zugelassenen Arbeiten wurden (aufgrund der Corona-Pandemie) in einer 
  Beamer-Präsentation vom Vorprüfer Thomas Hirthe wertfrei erläutert.

- In einem ersten, ebenfalls digitalen Wertungsdurchgang wurden die Arbeiten jeweils von
  einem Fachpreisrichter vorgestellt. In diesem Durchgang wurden zwei Arbeiten 
  (1006, 1009) mit schwerwiegenden Mängeln einstimmig ausgeschieden. 

- In einem zweiten Wertungsdurchgang wurden die verbleibenden Arbeiten wieder von
  einem Fachpreisrichter vorgestellt und vom Gremium strenger und sehr intensiv 
  untersucht sowie weitere Arbeiten mit Stimmenmehrheit ausgeschieden (1002, 1003, 
  1007, 1008). Dieser Durchgang erfolgte ebenfalls als Beamer Präsentation, die Modelle
  wurden gleichzeitig besichtigt; die Pläne im Original in Pausen.

- Alle drei verbliebenen Arbeiten dieser engeren Wahl wurden von Teams aus einem
  Fach- und einem Sachpreisrichter schriftlich beurteilt, der Vorsitzende verfasste mit dem
  Vorprüfer das Rahmenprotokoll mit Anmerkungen zu den ausgeschiedenen Entwürfen. 

- Die Beurteilungen wurden verlesen und in das Rahmenprotokoll übernommen. 

- Die Reihenfolge der engeren Wahl wurde zunächst von den Sachpreisrichtern alleine
  festgelegt. Im Anschluss wurde diese Reihenfolge mit den Fachpreisrichtern diskutiert
  und von diesen nicht geändert. Die Reihenfolge stand dann fest. 

- Die Verfassererklärungen wurden in der Reihenfolge vom ersten Rundgang bis ersten
  Preis geöffnet. Hinter den Tarnnummern verbargen sich: 
 
  1. Preisträger (1001): Kayser Architekten GmbH, Aalen
      Vorschlag Preisgeld (rd. 50% von 33.000 €): 16.500 € 

  2. Preisträger (1005): Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten PartGmbH, Nürnberg
      Vorschlag Preisgeld (rd. 30% von 33.000 €): 10.000 €

   3. Preisträger (1004): Braunger Wörtz Architekten GmbH, Ulm
       Vorschlag Preisgeld (rd. 20% von 33.000 €): 6.500 €
- Der Vorsitzende Herr Brückner bedankte sich und gab sein Amt zurück.
- Vorsitzender und Vorprüfer wurden vom Auslober entlastet. Herr Bürgermeister Jakl 
   bedankte sich beim Vorsitzenden für die Leitung der Jurysitzung und bei allen Beteiligten
   für die konstruktive Zusammenarbeit; er beendete um ca. 20.00 Uhr die Sitzung.
Die Preisträger wurden am 25.11.2020 von Bürgermeister Alfons Jakl telefonisch benachrichtigt.
Die Arbeiten der drei Preisträger werden öffentlich in der Sitzung am 07.12.2020 bzw. in einer Informationsveranstaltung am 10.12.2020 der Öffentlichkeit vorgestellt; im Anschluss an die Sitzung am 07.12.2020 werden sie auf der Homepage der Gemeinde Dischingen veröffentlicht.
Am 02.12.2020 führte die Gemeindeverwaltung zusammen mit zwei Preisträgern (der dritte Preisträger hatte abgesagt) und Herrn Hirthe, Verhandlungsgespräche zum Abschluss des VgV-Verfahrens. Dazu sollten die Teilnehmenden ein Honorarangebot (Honorarzone/Honorarsatz/Nebenkosten) „Gebäude und Innenräume“ sowie "Freianlagen" mitbringen. Für den Auftraggeber ist die Angemessenheit des Honorars entscheidend; weitere Kriterien sind u. a. die Umsetzung der ergänzenden Empfehlungen, Terminplanung sowie Wirtschaftlich- und Nachhaltigkeit des Bauvorhabens. Für diese Kriterien wurden entsprechende Punktzahlen vergeben. Das Büro Kayser Architekten GmbH, Aalen erhielt hier die höchste Punktzahl.
In den anschließenden Verhandlungsgesprächen hat das Büro Kayser Architekten GmbH zugesichert, die Planung in verschiedenen Punkten den Wünschen der Gemeinde 
(u.a. Verzicht auf eine Teilunterkellerung, Schaffung öffentlich zugänglicher WC-Anlagen, Öffnung des Trau- und Besprechungsraumes im EG zum Marktplatz, Prüfung der Notwendigkeit einer zweiten Treppenanlage zur Sicherstellung des Brandschutzes, geringfügige Verschiebung des Gebäudes nach Norden) anzupassen. Das Honorar wurde abschließend nach der Honorarzone III (Mindestsatz) der HOAI zzgl. 3 % Nebenkosten angeboten. Das Preisgeld wird auf dieses Honorar angerechnet.
Bei der Planung der Freianlagen arbeitet das Büro Kayser Architekten GmbH mit dem Büro gla / gessweinlandschaftsarchitekten aus Schorndorf zusammen. Von diesem Büro wurde das Honorar nach der Honorarzone III (Mittelsatz) der HOAI zzgl. 3 % Nebenkosten angeboten.

Die jeweiligen Verträge dürfen erst nach Ablauf der Einspruchsfrist (10 Kalendertage nach Benachrichtigung der Wettbewerbsteilnehmer durch Herrn Hirthe, somit voraussichtlich nach dem 18.12.2020) unterzeichnet werden.  

Eingangs teilt Architekt Hauck mit, dass ihm dieser Wettbewerb sehr viel Spaß macht, vor allem, wenn die Gemeinde aktiv mitarbeitet. Erfreulich findet er auch, dass die Abstimmungen immer einstimmig waren. In Baden-Württemberg ist er bereits zum zweiten Mal tätig. 

Er beginnt seine Erläuterungen mit dem letzten Platz der Preisträger. 


Variante 3
Hier wurde der Versuch unternommen, das Bestandsgebäude zu integrieren. Dabei ist aber eher schwierig, die Höhen usw. einzuhalten. Der Architekt hat die Möglichkeit gezeigt, aber innen gibt es Mängel. Der alte Eingang beim Haus Bairle bleibt mit vier Stufen erhalten und dann wird an das alte Gebäude angeknöpft. 

Innen ist es relativ funktional dargestellt. Im EG sind vernünftige Raumhöhen eingeplant, im OG leider nicht. Dies ist aber auch nicht machbar. Des Weiteren hat sich der Architekt von alt zu neu noch nicht ganz entschieden; es ist noch eine Baufuge drin, das nicht zusammenpasst. 

Es handelt sich aber um eine Arbeit, die belobigt werden muss. Der Bestand wurde erhalten, aber Umgang von alt zu neu ist mit erheblichen Problemen verbunden.

Variante 2

Der Nachteil bei dieser Variante sind die Dachverschnitte im Norden. Die Bauform hat eine Ähnlichkeit und somit Verbindung zum Bankgebäude. Der Platz führt über die Straße und 

wird nach Norden gedrückt. Es sind ein Baukörper für den Sitzungssaal und ein Baukörper für die Verwaltung geplant. Das Foyer zieht sich über die ganze Länge, was langweilig wirken könnte. Im OG ist ein großer Sitzungssaal vorgesehen. Er hat lange für diese Variante gekämpft, aber er denkt auch, dass der 1. Preis die robustere und bessere Variante für die Gemeinde ist.

Variante 1

Dies war für ihn anfangs verblüffend, da das Gebäude auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig ist. Aber bei genauer Betrachtung haben die Architekten hier alles richtig gemacht. Es handelt sich um ein sechseckiges Gebäude, das innen wie außen viel Spielraum für Änderungswünsche lässt. Allein schon die Anordnung des Neubaus hat bei den Jurymitgliedern für Begeisterung gesorgt. Das Gebäude kann noch in alle Richtungen verschoben werden, ohne dass es dem Erscheinungsbild schadet.
Der Festplatz ist vorne, beim Haupteingang, angesiedelt. Mit dem Nebeneingang sowie den Parkplätzen hinter dem Gebäude wurden die Trauungen gut miteingebunden. Insgesamt werden auf drei Etagen 1.100 qm Nutzfläche entstehen. Im 1. OG ist eine Übergradung drin und der Windfang ist relativ groß. Das Foyer wickelt sich um den Kern. Das Treppenhaus ist offen geplant und von allen Seiten kommt man geschickt in den Innenkern. Im EG sollen Bürgeramt, Standesamt, Trauzimmer, eine WC-Anlage sowie ein behindertengerechtes WC untergebraucht werden. Im 1. OG befindet sich die Verwaltungsebene, auch wieder klar um den Kern aufgereiht: an den Seiten befinden sich die Büros, in der Mitte eine Kopierstation und ein Besprechungsraum. Im 2. OG ist ein großer Sitzungssaal, ausgelegt für 199 Personen, vorgesehen, der über einen separaten Eingang erreichbar ist. Auch Fluchtwege sind enthalten. Mit ein paar Überlegungen war die Meinung der Fachpreisrichter einstimmig für dieses Objekt. 

Architekt Hauck freut sich sehr über den einstimmigen 1. Preis und ist gespannt auf die Einweihung.
Bürgermeister Jakl erläutert anschließend, dass das geplante Behinderten-WC im EG in die WC-Anlage integriert und diese öffentlich gemacht werden sollte, da es in der Gemeinde nirgendwo öffentliche Toiletten gibt. Weiter erläutert er, dass das geplante WC im 1. OG nicht unbedingt notwendig ist , da die WC’s im EG und 2. OG ausreichen. Zudem braucht das Standesamt keine 46 qm, im Gegenzug kann man das angrenzende Besprechungszimmer größer machen und auch mit einem separaten Eingang versehen. Dieser Raum könnte künftig auch von der VHS oder der Kirchengemeinde genutzt werden. Diese Punkte sind laut dem Büro Kayser Architekten kein Problem. 
Des Weiteren ist eine Teilunterkellerung vorgesehen, was aber einen großen Kostenfaktor bedeutet. Es gibt deshalb die Überlegung, auf den Keller zu verzichten und dafür das alte Rathaus als Archiv zu nutzen. Das Büro Kayser sollte deshalb prüfen, wo die Technik im EG des Neubaus untergebracht werden kann. Optimal wäre auch, wenn man die Fluchttreppe nicht bräuchte. Das Büro Kayser Architekten prüft diese Varianten derzeit noch. 
Am vergangenen Donnerstag fand nochmal ein intensives Gespräch mit dem Büro Kayser Architekten statt. Dabei gab es ein großes Entgegenkommen bei der Honorarzone seitens des Büros Kayser, was sehr erfreulich ist. Bürgermeister Jakl schreibt dies der räumlichen Nähe zu, die in den kommenden Monaten sicher von Vorteil sein wird und darüber hinaus auch der guten Zusammenarbeit beim Bau des Dischinger Kindergartens vor einigen Jahren.
Außerdem hat er auch Herrn Pfarrer Dr. Horst sowie den Filialleiter der Volksbank in Dischingen, Herrn Klaus Randler, als direkte Nachbarn über die Pläne informiert. Sie sind beide damit einverstanden und von den Plänen begeistert.
Ziel ist nun, das Projekt im Januar zur Förderung anzumelden. Das Büro Kayser Architekten hat erklärt, dass dies sportlich aber machbar ist.
Die Kosten belaufen sich auf rund 4 Mio. Euro, ohne Unterkellerung.

Datenstand vom 08.03.2024 10:15 Uhr