Besichtigung des Friedwaldes beim Wildpark Duttenstein


Daten angezeigt aus Sitzung:  Gemeinderatssitzung/Waldbegang, 07.10.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.
Gemeinderat Gemeinderatssitzung/Waldbegang 07.10.2020 ö 2

Sachverhalt

Hierzu kann Bürgermeister Jakl zusätzlich Herrn Torben Lenhart, Regionalbetreuer bei der Friedwald GmbH sowie Frau Angelika Stobert, Friedwaldförsterin, begrüßen.

Bürgermeister Jakl erläutert, dass das Thema Friedwald die Gemeinde bereits seit dem Jahr 2011 beschäftigt. Damals waren die Pläne zur Einrichtung eines Friedwaldes im Park „Englischer Wald“ beim Schloss Taxis in Trugenhofen schon sehr weit fortgeschritten. Die Gemeinde, die das Hoheitsrecht im Bestattungswesen hat, war sich im Grunde genommen mit der Friedwald GmbH und dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis einig. Leider hat das fürstliche Haus dann vor der Vertragsunterzeichnung einen Rückzieher gemacht.

Nach einigen Jahren Stillstand kam dann die Blauwald GmbH auf die Gemeinde mit der Idee zu, im Waldstück beim Wildpark Duttenstein einen Friedwald einzurichten. Die Waldflächen liegen überwiegend auf der Gemarkung Eglingen und eine kleine Teilfläche auf der Gemarkung Demmingen. Die Ortschafsräte aus Eglingen und Demmingen haben der Einrichtung des Friedwaldes zugestimmt. Der Gemeinderat Dischingen hat dann ebenfalls zugestimmt, so dass die Verwaltung dann die notwendigen Verträge mit der Friedwald GmbH und der Blauwald GmbH abschließen und die Genehmigung für die Einrichtung eines Friedwaldes beim Landratsamt Heidenheim einholen konnte. 
Am 18.08.2020 war es dann soweit, dass der Friedwald seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Die ersten Beisetzungen haben bereits kurz nach der Eröffnung des Friedwaldes stattgefunden. 
Standort Eingang Friedwald

Anschließend stellt sich Herr Lenhart vor. Er hat Forst studiert, zwischendurch etwas anderes gemacht und nun seinen Weg wieder in den Wald gefunden. Seit Februar ist er bei Friedwald beschäftigt und sehr glücklich damit. Als er die Genehmigung erhalten hat, hier einen Friedwald anzulegen, ging bei ihm die Aufregung los. Mit diesem Wald durfte er zusammen mit Fried- und Blauwald seinen ersten Friedwald eröffnen. Auch für ihn war der ganze Prozess sehr interessant zu sehen, wie das 3er-Gespann miteinander agiert und was daraus relativ zügig entstehen kann. Er spricht dafür auch ein Lob an die Gemeinde und die Blauwald GmbH aus. Sie haben den Parkplatz hier wunderschön hergerichtet, die Wege im Wald neu aufgeschottert und den Wald auch wunderbar aufgewertet. 

Der Wald ist mit einer genehmigten Fläche von 750 ha sehr groß. Bisher wurden ca. 
1,2 ha erschlossen und es stehen insgesamt 196 Bestattungsbäume seit der Eröffnung zur Verfügung. Sie werden auch schon sehr gut angenommen. Des Weiteren gab es auch schon einige Baumauswahlen, d.h. Personen, die aus Vorsorge schon einen Baum gekauft haben und es gab eben auch schon einige Beisetzungen.

Zur Infrastruktur kann Herr Lenhart sagen, dass ein Dixiklo sowie ein Bauwagen vorhanden sind. In dem Bauwagen können es sich die Förster gemütlich machen und es werden dort auch die Verträge nach der Baumauswahl unterschrieben oder Beratungsgespräche abgehalten. Auch bei den Beisetzungen ist hier der Treffpunkt, am Stein am Eingang. Darauf wird die Urne abgestellt, der Förster begrüßt die Trauergemeinde, dann geht man zusammen in den Wald.

Auf Nachfrage von Bürgermeister Jakl teilt Herr Lenhart mit, dass 14-tägig Führungen angeboten werden, wozu man sich anmelden kann. Derzeit können max. 20 Personen teilnehmen. Da die Nachfrage jedoch sehr hoch ist, wird es auch demnächst Doppelführungen geben. Es werden aber auch z.B. für Vereine Führungen angeboten.
Standort zwischen Eingang und Andachtsplatz

Herr Lenhart berichtet, dass man hier gut erkennen kann, wie die erste Fläche strukturiert ist. Es gibt drei Hauptparzellen, in denen die insgesamt 196 Bäume verteilt sind. Es handelt sich um alte Rückegassen, die als Wege genutzt wurden. Als er den Wald im Frühjahr zum ersten Mal sah, standen noch 200 Eschen. Diese wurden sehr schonend mit einem Habister von den Rückegassen heraus genommen und er findet, es wurde sehr tolle Arbeit geleistet. Sehr schonend, so dass man nicht sieht, dass 200 Bäume entnommen wurden. So werden die Flächen in der Regel auch vorbereitet. Im Vorfeld wird eine schonende Durchforstung gemacht und anschließend wird die Fläche der Nutzung übergeben, wenn die Bäume ausgewählt sind. Außer der Verkehrssicherung passiert dann nichts mehr. Das heißt, es wird z.B. nur noch Totholz von den Bäumen herunter bewegt – was eben gefährdend sein könnte.

Herr Riester erkundigt sich, wie lange ein Baum nach der Bestattung genutzt werden kann. Herr Lenhart erläutert, dass das Grundkonzept so ist, dass zum einen, bei den Bäumen mit blauem Band, das Nutzungsrecht für 99 Jahre erworben werden kann. Die Leute kaufen z.B. eine Hainbuche für 3.990,- Euro und haben dann für 99 Jahre das Nutzungsrecht. Am Baum, hinter der Klappe, steht, wie viele Plätze dort zur Verfügung stehen. Hier sind es z.B. 10 Beisetzungsplätze. Wenn ein Baum erworben wird sind zwei Plätze inklusive, jeder weitere Platz kostet nochmal 300,- Euro. Die Bäume werden sehr gerne als Familienbaum genommen. Es ist auch eine gute Vorsorge: man hat sich selbst abgesichert sowie zusätzlich evtl. die Kinder und bei 99 Jahren vermutlich auch die Kindeskinder, sofern das gewollt ist. Die zweite Option, die es gibt, sind die Bäume mit gelbem Band = sogenannte Gemeinschaftsbäume. Dort stehen auch eine bestimmte Anzahl von Plätzen zur Verfügung und man kann einen einzelnen Platz am Baum für 15 Jahre (= Ruhefrist) erworben. Aber es wird hier niemand ausgegraben. Das heißt, wer hier beigesetzt wird bleibt auch. Aber in 15 Jahren werden dann neue Gräber am Baum belegt, jedoch nicht an der gleichen Stelle. Bürgermeister Jakl fragt daraufhin nach, ob die Urnen auch so konzipiert sind, dass sie sich relativ schnell zersetzen. Darauf antwortet Herr Lenhart, dass dies der Fall ist. Die Urnen sind natürlich biologisch abbaubar, Schadstoff geprüft und zersetzen sich sehr zügig im Boden. Je nach Feuchtigkeit mal schneller oder weniger schnell. Nach zwei Jahren ist die Urne aber in der Regel zersetzt und die Asche im Waldboden.
Auf Nachfrage von Herrn Riester teilt Herr Lenhart mit, dass die Urne 70-80 cm vergraben wird. 
Bürgermeister Jakl stellt sich die Frage, ob Wildschweine oder ähnliche Tiere zum Wühlen anfangen, wenn das Erdreich frisch aufgemacht wird. Es ist bisher noch nie vorgekommen, dass Urnen von Tieren ausgegraben wurde, teilt Herr Lenhart mit. Die Urne ist auch aus einer Holz-Komposit-Liquinverbindung und somit für die Tiere uninteressant. 
Gemeinderat Dänner fragt nach, ob Herr Lenhart die begehrten Plätze an den Ruhebäumen auch in Zahlen ausdrücken kann und wie viele Ruheplätze aktuell verkauft sind. Dies ist schwer zu sagen, so Herr Lenhart, weil es auch sehr viele reservierte Bäume gibt und Vertragsabschlüsse ihm auch nicht bekannt sind. Sie sind auch nicht überrascht, aber sehr zufrieden wie gut das Angebot angenommen wird. Bisher gab es sieben Beisetzungen. Das hört sich nicht nach viel an, aber dadurch, dass schon mehr Bäume in der Vorsorge verkauft wurden, wird es sich über die Zeit hier auch aufbauen. 
Herr Riester erkundigt sich, wie lange 10 ha für die Bestattungen ausreichen werden und ob sich jeder hier bestatten lassen kann. Dies ist ganz schwer vorauszusagen, antwortet Herr Lenhart. Je nachdem, wie der Friedwald angenommen wird. Bestatten lassen kann sich aber jeder, egal woher und egal von welcher Weltanschauung, da das Friedwaldkonzept überkonfessionell ist. 
Gemeinderat Scherer merkt an, dass, wenn man aktuell einen blauen Baum für 3.990,- Euro kauft für 99 Jahre, zwei Plätze inklusive, sich seine Nachkommen noch für weitere 84 Jahre für 300,- € beerdigen lassen können. Herr Lenhart erwidert, dass dies der Fall ist, wenn man den Platz jetzt kauft. Ob der Preis in 10 Jahren z.B. immer noch gleich ist, kann er nicht sagen. Man kann aber selbst in 80 Jahren noch einen Platz dazu kaufen. Daraufhin fragt Gemeinderat Scherer nach, ob man eine elfte Person beisetzen kann, wenn das Nutzungsrecht mit 99 Jahren noch nicht vorbei ist. Zumal doch nach Ablauf der Ruhefrist von 15 Jahren einer beigesetzten Urne wieder ein Platz frei geworden ist. Sonst kann man den Baum seiner Meinung nach gar nicht richtig ausschöpfen. Herr Lenhart betont jedoch, dass 10 Plätze die Maximalanzahl bei einem Baum ist. 
Gemeinderat Kragler fragt nach, ob einem aber schon der ganze Baum gehört, wenn man 3.990,- Euro, inklusive zwei Plätze bezahlt und ob die Plätze nur an denjenigen verkauft werden, der auch den Baum gekauft hat. Darauf antwortet Herr Lenhart, dass einem auf jeden Fall der komplette Baum gehört und Plätze nur an den Vertragspartner bzw. Erbfolger verkauft werden. 
Bürgermeister Jakl meint, dass es evtl. deutlicher wird, wenn man die Kosten für einen Platz am Gemeinschaftsbaum mitteilt. Herr Lenhart antwortet, dass die Gemeinschaftsbäume in drei Kategorien eingeteilt sind. Die Kosten betragen 770,- Euro, 990,- oder 1.200,- Euro für einen Platz. Der Preis ist von der Baumgröße und der Platzauswahl abhängig und nicht von der Ausrichtung, z.B. nach Süden.
Ortsvorsteher Saur erkundigt sich, was passiert, wenn ein Baum, der für 99 Jahre gekauft wurde, nach 40 Jahren kaputt geht. Herr Lenhart antwortet, dass in diesem Fall definitiv für Ersatz gesorgt wird. Wie dieser ausfällt, muss in der jeweiligen Situation entschieden werden. Eine Neupflanzung ist nicht immer unbedingt die beste Lösung. Evtl. kann auch ein anderer Baum, beispielsweise der Nachbarbaum, genutzt werden. Sie wählen die Bäume immer so aus, dass sie nie dicht an dicht stehen und somit immer die Option bleibt, auch beim Unterwachs, dass was hoch wachsen kann. Teilweise sagen die Leute auch, dass sie einen Baum auf 3 m wollen. Dann wird er als Totholz, sogenannter Habitatbaum, stehen gelassen. Solche Lösungen werden im Einzelfall mit dem Vertragspartner erarbeitet. Das Anrecht ist davon aber nicht beeinträchtigt.
Auf die Frage von Herrn Riester, ob bei der Bestattung ein Namensschild angebracht wird, antwortet Herr Lenhart, dass man es sich aussuchen kann, ob man eins möchte. Dies geht auch schon in der Vorsorge. Die Namenstafel wird unterhalb der Nummernrande angebracht. Bei den Bäumen mit blauem Band kann man die Tafel individuell gestalten, an Gemeinschaftsbäumen (gelbes Band) gibt es eine Tafel mit allen Namen. Man kann aber trotzdem entscheiden, ob sein Name auf die Tafel soll.
Auf die Frage von Gemeinderat Pampuch, was der rote Marker zu bedeuten hat, teilt Herr Lenhart mit, dass diese Plakette bedeutet, dass der Baum in diesem Fall 3.990,- Euro kostet. Wenn die Plakette schwarz ist, ist der Baum teurer oder weiß, dann ist er wesentlich günstiger. Herr Lenhart verweist auf die Flyerbox am Eingang. Darin ist das ganze Friedwaldkonzept erklärt.
Weiter fragt Gemeinderat Pampuch nach, ob das blaue Band kennzeichnet, dass der Baum frei ist. Dies bejaht Herr Lenhart. Als Besucher kann man sich einen Flyer vom Eingang nehmen, freien Baum aussuchen, dann den Kunden-Service bei Friedwald anrufen, Baum-Nr. mitteilen sowie den Ort des Friedwaldes. Dann wird ein Vertrag zugeschickt, den man unterschreibt und das war’s auch schon.
Gemeinderat Faußner erkundigt sich, aus wie vielen Baumarten sich der Wald zusammensetzt. Darauf antwortet Herr Lenhart, dass dies vom Wald abhängig ist. Hier gibt es hauptsächlich Buche, sogar deutlich mehr Hainbuche, Eiche, ein paar Kirschen und ein paar Linden, aber keine Fichte.
Auf Nachfrage von Gemeinderat Raunecker, ob die Urnen GPS eingemessen sind, erläutert Herr Lenhart, dass jeder Baum, wenn er eine Nummer hat, vom Vermesser eingemessen ist. Vom Baum aus wird dann die Gradzahl bzw. die Himmelsrichtung und Entfernung vom Stammzylinder bis zur Mitte vom Grab gemessen. Deshalb kann auch in 15 Jahren, wenn die ersten Ruhefristen abgelaufen sind, gesagt werden, wer wo bestattet ist.
Standort Andachtsplatz

Herr Lenhart berichtet, dass der Andachtsplatz in der Regel bei Beisetzungen auch genutzt wird. Hier gibt es auch ein christliches Symbol und der Wald wurde bei der Eröffnung ökumenisch geweiht. Er selbst findet gerade hier den Platz sehr speziell und auch gut gewählt bzgl. der Ausrichtung Richtung Waldkante. Auch in Bezug auf die Tageszeit: die Sonne ist hier phänomenal, vor allem in den Morgenstunden. Dafür spricht er der Blauwald GmbH ein großes Lob aus, die hier wirklich alles aus Holz aus dem Wald geschnitzt und angelegt haben. Zu den Beisetzungen selbst kann er sagen, dass diese überkonfessionell und sehr individuell sind. Wenn man hier eine Beisetzung plant, kann man seinen Gedanken und Ideen freien Lauf lassen. Es ist alles erlaubt was dem Wald nicht schadet; ob es Musik ist, ein Chor, der singt, Musik vom Band… Selbst eine Zirkusaufführung während der Beisetzung gab es schon. Oben eben sehr ruhig mit Pfarrer und Trauredner. Es ist alles erlaubt. Die Friedwaldförsterin ist als Stütze bei der Besetzung dabei. Hat zwar keinen Redepart in diesem Fall, sondern eher einen überschauenden, sitzenden Part: sie trägt die Urne und setzt diese in der Regel auch bei. Gerade zu Coronazeiten beschränkt es sich darauf, dass eben die Urne von der Försterin getragen und beigesetzt wird. Aber im Normalfall wäre dies auch von Angehörigen 
möglich. Er selbst machte auch schon Beisetzungen, an denen er gar nichts getan hat, sondern ist einfach nur mit gelaufen, da die Trauergemeinde den Ablauf schon selbst geplant hat.
Frau Stobert berichtet aus ihren bisherigen Erfahrungen, dass sie schon bei ganz kleinen Beisetzungen dabei war, an denen nur der Bestatter und der Friedwaldförster anwesend waren oder eine Trauergemeinde von 10 bis 20 Personen, eben nur die Familie. Je nachdem, ob der Bestatter dabei ist, macht dieser in der Regel auch das Organisatorische. Das heißt, er hat z.B. die Musik dabei, bringt Urne mit usw. Wenn der Bestatter nicht dabei ist, bringt der Förster die Urne mit. Bis auf einmal hatte sie bisher auch nur Beisetzungen, bei denen der Andachtsplatz genutzt wurde. Blumenschmuck o.ä. dürfen Angehörige natürlich mitbringen sowie z.B. ein Bild des oder der Verstorbenen. Es ist aber wichtig, dass sie es später wieder mitnehmen, da es ja hier nicht das klassische Ambiente mit Kränzen und Beileidsbezeigungen wie auf dem Friedhof gibt. Der Wald ist sozusagen der Schmuck drum rum und der oder dem Verstorbenen kann man gedenken, auch mit Blumenschmuck und dergleichen. Es ist auch möglich, z.B. Blütenblätter ins Grab mitzugeben. Aber alles was größer ist, wird dann wieder mitgenommen. Dies kann man auch zu Hause einfach hinstellen. Aber das Grab darf, wenn es später geschlossen ist, definitiv nicht damit geschmückt sein. Es gibt im Wald genügend Schmuck – jede Jahreszeit bietet seinen Schmuck: im Herbst z.B. das Laub oder auch einfach nur die Natur an sich. Es wäre deshalb störend, wenn irgendetwas beigelegt oder hingelegt wird. Das passt einfach nicht in den Friedwald. 
Es gab allerdings auch schon Beerdigungen mit ca. 120 Personen, Chor und Livegesang, u.a. wurde das Lieblingsstück der/des Verstorbenen gespielt. Eine Beisetzung im Wald ist wirklich komplett anders wie auf dem Friedhof oder wie das Klassische. Das hätte sie vorher auch nicht geglaubt. Es ist einfach eine andere Umgebung, eine andere Energie und hat etwas Friedvolles. Es spürt auch jeder und nach einer Beisetzung sagt jeder, dass es wunderschön war und der Wald so schön ist usw. Das Feedback kommt bei jedem auch so rüber, dass er es selbst auch so haben möchte. Man merkt, dass das Konzept gut ist und die Nachfrage der Leute steigt. Aus ihrer Sicht sind es wirklich schöne Beisetzungen.
Herr Lenhart bringt vor, dass er über „schöne Beisetzungen“ auch gleich anfangs gestolpert ist, da Beisetzungen für ihn bisher trist waren. Als er aber selbst seine erste Beisetzung durchgeführt hat (war eine große Beerdigung im Hessischen mit ca. 200 Personen, noch vor Corona) war er überwältigt. Es war ein Posaunenspieler dabei, der keine Musik in dem Fall gemacht hat, sondern den Wald mit Geräuschen etwas untermalt hat. Bei jeder Beisetzung war bisher immer etwas Besonderes dabei. Ob es z.B. nur ein Lichtstrahl war, der gut durch das Blätterdach gekommen ist oder ein Eichhörnchen oder eine Kröte – es war immer was dabei, dass die Abschiednahme besonders gemacht hat. Man nimmt davon sehr viel mit.
Gemeinderätin Oberschmid fragt nochmal nach, ob für den Bestatter seine Arbeit schon zu Ende ist, wenn er die Urne am Eingang abgestellt hat. Das ist ganz individuell, erwidert Herr Lenhart. Der Bestatter kann sich hier auch mit einbringen ober eben nur die Urne übergeben oder gar nicht erst kommen, weil die Urne z.B. schon nach Dischingen gebracht wurde. Dazu erläutert Bürgermeister Jakl, dass die Urne normalerweise beim Bürgeramt ankommt, dann wird sie in die alte Leichenhalle im Ortsfriedhof Dischingen gebracht und da holt sie der Bestatter dann ab. Daraufhin spricht Herr Lenhart ein großes Lob an die Gemeinde für diese Vorgehensweise aus. Die alte Aussegnungshalle wurde sozusagen „wieder belebt“.
Gemeinderat Dänner vergewissert sich, ob dies immer der Standardablauf ist, vom Krematorium zum Bürgeramt usw. Dem stimmt Bürgermeister Jakl zu. Bei einer Bestattung steht hier auch ein Rednerpult, worauf die Urne abgestellt wird. Die örtlichen Pfarrer sind auch grundsätzlich bereit, hier Beisetzungen zu machen, wenn es jemand möchte. Allerdings nur für Bürger aus der Gemeinde, weil sie sagen, dass sie nicht die Handlanger von Friedwald sind. Herr Lenhart ergänzt, dass er es auch an anderen Teilorten sieht, dass die Pfarrer teilweise auch weiter anreisen. 
Gemeinderat Raunecker fragt nach, ob eine Beisetzung verschoben wird, wenn es in Strömen regnet. Herr Lenhart berichtet, dass die Beisetzung auch dann stattfindet. Dann stehen eben alle unter dem Schirm, das hat auch seinen Charme. Die Beisetzung wird nur abgesagt, wenn z.B. eine Sturmwarnung gemeldet wird. Die Sicherheit der Trauergemeinde geht natürlich vor. Selbstverständlich können die Angehörigen aber auch selbst vorher absagen. Wenn aber von seitens des Friedwaldes keine Gefahr besteht wird die Beisetzung durchgeführt. 
Bürgermeister Jakl merkt an, dass es auch Friedwaldförster vor Ort gibt. Herr Lenhart teilt mit, dass dies Herr Martin Aufheimer ist, also der 2. Friedwaldförster hier. 
Gemeinderat Koths fragt nach, ob die Regelung weiterhin beibehalten wird, dass man als Angehöriger zum Bestatter geht und dieser alles in die Wege leitet. Herr Lenhart teilt mit, dass dies der Fall ist. Es wird dann beim Bestatter ein Bestattungsvertrag geschlossen, in dem festgelegt ist, dass der/die Verstorbene im Krematorium kremiert wird und hier im Wald beigesetzt. Wenn dann der Vertrag bei Friedwald eingeht, wird von Friedwald eine Urnenanforderung an das entsprechende Krematorium gestellt. Das Krematorium weiß dann Bescheid, dass es sich um eine Friedwaldbeisetzung handelt. Die Asche kommt dann in diese spezielle Urne von Friedwald und entweder holt der Bestatter die Urne persönlich im Krematorium ab oder sie wird eben per Urnenversand nach Dischingen gebracht. 
Auf die weitere Nachfrage von Gemeinderat Koths, wer das Krematorium bestimmt, antwortet Herr Lenhart, dass dies im Normalfall der Bestatter macht. Wenn die Hinterbliebenen jedoch ein bestimmtes Krematorium wollen, ist dies auch kein Problem. 
Ortsvorsteher Saur erkundigt sich, ob nur der Bestatter die Urne im Ortsfriedhof abholen kann oder ob dies auch ein Angehöriger machen kann. Herr Lenhart erwidert, dass nur ausschließlich der Friedwaldförster die Urne am Tag der Beisetzung abholen darf. Die Urne darf nicht aus der Hand gegeben werden.
Auf die Frage von Gemeinderat Raunecker, ob im Allgemeinen im Friedwald jetzt mehr Bestattungen durch Corona durchgeführt werden oder ob es Auffälligkeiten zu verzeichnen gibt, antwortet Herr Lenhart, dass es keine Auffälligkeiten gibt. Man weiß normalerweise auch nicht, an was die/der Verstorbene gestorben ist.
Zum Konzept berichtet Bürgermeister Jakl, dass dieser Friedwald hier der 71. in Deutschland ist und das Einzugsgebiet 40-60 km beträgt. Herr Lenhart ergänzt, dass der weiteste Beigesetzte aus dem Raum Augsburg kommt. Daraufhin fragt Gemeinderätin Oberschmid nach, wo von hier aus der nächste Friedwald liegt. Herr Lenhart teilt mit, dass der nächste in Wangen, Münsingen oder Pappenheim (Altmühltal) ist. Aber auch im Ries bei Fürst Wallerstein gibt es Bestattungsfelder. Bürgermeister Jakl ergänzt, dass es im Internet eine Übersichtskarte gibt, auf der alle Friedwälder dargestellt sind. Gleichzeitig merkt er aber an, dass doch das Friedwaldkonzept seinen Ursprung in der Schweiz hat. 
Dies bejaht Herr Lenhart. In der Schweiz hat 1999 der erste Bestattungswald eröffnet und Frau Petra Bach hat das Konzept dann nach Deutschland gebracht. 2000 hat sie die Friedwald GmbH gegründet und 2001 den ersten Friedwald eröffnet. Inzwischen gibt es 72 Wälder – erst letzte Woche wurde nochmal einer eröffnet. Es ist auch klar zu erkennen, dass dies ein Trend ist, der nach wie vor anhält. 
Auf die Frage von Gemeinderat Faußner, ob es auf dem Markt ähnliche Konzepte gibt, teilt Herr Lenhart mit, dass es einen Hauptmitbewerber, RuheForst, gibt, der auch deutschlandweit agiert. Das Konzept ist ein bisschen anders. Friedwald hat den Kundenservice und die Regionalbetreuung. RuheForst ist etwas mehr Richtung Franchise. Da werden alle Arbeiten vom Waldbesitzer übernommen. Zusätzlich gibt es noch viele kleine, regionale Konzepte. Er weiß aber nicht genau wie viel. Fürst Wallerstein hat mittlerweile auch drei Bestattungsfelder.
Abschließend bedankt sich Bürgermeister Jakl bei Herrn Lenhart und Frau Stobert für die ausführlichen Erklärungen. 

Datenstand vom 04.11.2021 16:50 Uhr